Freitag, 16. Juli 2010




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Fronten im Meer
 
Anreicherung von Schadstoffen

 

Eine alte Geschichte wird weiter und weiter erzählt – so wenig sie wahr ist –, doch industrielle Produktions-Verfahren bauen darauf, ebenso wie behördliche Genehmigungen zur Einleitung von Abfällen ins Meer: Nämlich, gelöste oder feste Stoffe, die aus den Flüssen ins Meer getragen werden, würden im Meer einigermaßen gleichmäßig verteilt und vermischt und dadurch praktisch unendlich verdünnt und als Gifte wirkungslos. Das beruhigt die Gewissen und erhöht die Rendite, denn bei fast jedem industriellen Produktionsprozess fallen ja Abfälle ab, die man gerne loswerden möchte. Und fast jedes Produkt ist selbst ebenfalls zukünftiger Abfall.

Abfälle finden zwar viele und zum Teil verschlungene und langwierige Wege ins Meer, aber letztendlich gelangt alles dorthin – manche schneller, manche langsamer.
Im Gegensatz zu landläufiger Anschauung gibt es nicht nur Ver-Mischung sondern auch Ent-Mischung, also wieder Anreicherungen. Am bekanntesten ist die Anreicherung in Nahrungsketten, in einigen Organen der Meeres-Lebewesen, in Pflanzen und Tieren. Auch im Schlamm am Meeresboden lagert vieles ab und sammelt sich dort. Hier will ich über einen weniger bekannten Anreicherungsmechanismus berichten: die Fronten.

Blick auf die Wasserfläche,
Nachzeichnung (Negativ) nach einer Luftaufnahme in der Außenweser.
Flughöhe ca. 150 m, Länge des Schaumstreifens 300 m geschätzt.
Der Wasserkörper links schiebt sich unter den Körper rechts,
Schwimmstoffe und Schaum werden nicht nach unten geschoben
und bleiben an der Oberfläche.


Oft werden die Frontlinein aufgerissen wie auf den Bildern aus dem Texel Stroom (Niederlande):

Der Wind kommt von links, der obere Wasserkörper ist rechts und schiebt
sich gegen den Wind über den linken, schwereren. Dabei rauht der Wind die rechte Wasseroberfläche etwas mehr auf als die linke.




Es gibt Fronten in Seen, Flüssen und im Meer, und eine von vielen Arten von Fronten finden wir oft als lange, gewundene Schaumstreifen auf der Wasseroberfläche, wo zwei Wasserkörper sich begegnen und der eine sich unter den anderen schiebt. Was aber leicht ist, bleibt an der Oberfläche und ist oft als Schaum zu sehen. Im Mikroskop sieht man die kleinen Schaumblasen, dazwischen noch kleinere Teilchen, die zum Teil an der Haut der Blase kleben. In der Nähe einer Asbest-Umschlag-Anlage (Unterweser) hatten wir auch Asbest-Kristallchen gefunden. Doch auch Tiere kriechen im Schaum umher. Ursprünglich war solcher Schaum ein nahrungsreicher Lebensraum für die Mikrofauna, doch nun haben sich lebensschädliche Stoffe dazugesellt, sind durch die Anreicherungsmechanismen häufig geworden.

Eine etwas andere Form von Front ist der bekannte Müllstreifen an Stränden. Hier schiebt sich das Wasser über den schwereren Sand und lässt beim Zurückfließen die Schwimmstoffe zurück:

Müll am Strand von Scharhörn (Elbemündung, verkehrsreichste
Schiffahrtsstraße der Erde). Der Müll wird als Schwimmstoffe vom
Meerwasser an den Fronten zusammen-"gekehrt".
Aufnahme 1982, Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste.


Schaum am Strand, auch dieser Streifen ist eine Front,
von Masha Demianova

Der weitausgrößte Teil der Abfälle im Meer sinkt allerdings zu Boden, löst sich im Wasser oder vergast in die Luft (aus dem Erdöl).


Den Prozess der Bildung einer Front stelle ich mir so vor - schematisch als Negativ gezeichnet:

Block-Diagramm der Frontbildung: das schwerere Wasser
(kälter oder salzreicher) trifft auf das leichtere und wird
durch die Strömungen unter letzteres geschoben (schwarze Pfeile).
Doch die hier weißen Schwimmstoffe bleiben an der Oberfläche:
die "Front" wie wir sie sehen.
Die Verwirbelungen (Turbulenzen) kennzeichnen die Ver-Mischung
der beiden Wasserkörper. Ent-Mischung finden wir in den Schwimm-Teilchen,
die gewisse Stoffe anlagern und anreichern. Diese finden sich schließlich am Strand oder am
Meeresboden (meist im Schlamm) zusammen-"gekehrt".

Kleinste Asbest-Nadeln fanden sich vor 25 Jahren (heute noch?)
im Einzelnen im Schaum der Fronten in der Außenweser.
Hier eine elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Internet:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/923837/ .


Mehr zu Müll im Meer hier: http://meeresmuell.blogspot.de/ .



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